Montag, 14. Juni 2010

Ausflug zum BAO & Pik Almatinski

Man nehme 5 Leute, die alle seit mindestens 2 Jahren in Almaty leben und füge mich hinzu, die keine Ahnung hat, wovon geredet wird, wenn es heißt: Wir fahren zum BAO und wandern aufn Berg. Nach einigem Umrühren füge man vorsichtig einen Dienstgeländewagen der GTZ hinzu, den man mit reichlich Lebensmitteln und Getränken bestückt und fertig ist der Sonntagsausflug.

Am frühen Sonntagmorgen bei wolkenverhangenen Himmel mit hoher Tröpfelwahrscheinlichkeit trafen wir uns, um zu Almaty's beliebtestem Ausflugsziel zu fahren: dem Balschoj Almatinski osera (большой алматынскй озеро = großer Almatiner See)

Schon unterwegs wurde uns bewusst: Dies wird kein Sommerausflug. Je höher wir kamen, desto tiefer hingen die Wolken, was dem Grün der Landschaft aber keinen Abbruch tat.
Auf notdürftig geflickter Schotter-Schlamm-Straße kämpften wir uns hinauf, um dann an Almatys Trinkwasseraufbereitungsbecken anzukommen, ebenjenem See, der offensichtlich schon mehr Wasser zu bieten hatte.
Da das Wetter noch nicht wirklich zum Wandern einlud und nicht wirklich jedem nach körperlicher Ertüchtigung zu mute war, entschieden wir, weiter hoch zu fahren, vorbei an der Tien Chan-Sternwarte (links im Bild)...
...und hoch auf 3200m, wo das Örtchen "Kosmostanzia" liegt, man merkt sogleich, hier haben die Angestellten einer früheren Sternenwarte gewohnt.
Hier quälten wir uns bei 5°C aus dem Auto, wurden von einem lustigen, uralten Sappo empfangen...
... und machten uns auf den Weg zum nur 400m höher gelegenen Almaty Peak.
Die Sichtweite betrug ca. 10m, es lag Schnee, ein eisiger Wind wehte und irgendwie wusste keiner, warum wir dort hochkraxelten. Am Ende war es vielleicht nur, um das schlechte Gewissen zu beruhigen, bevor wir uns über unsere zahlreichen Picknick-Vorräte hermachten.
Auf über 3km Höhe fühlt man sich jedenfalls sehr alt und man ist sehr langsam und es fühlt sich an, als ob man beim Atmen gar keinen Sauerstoff in die Lungen bekommt. Kurzum: Wir fühlten uns wie auf dem Mount Everest.
Letztendlich waren es aber nur 50 Minuten Aufstieg, bis wir an der Stelle ankamen, die wir in Ermangelung eines höheren Berges in Sichtweite zur Spitze erklärten. Was es hier vor allem gab, waren Raupen. Überall Raupen, nichts als schwarze, puschelige Raupen, die sich ebenfalls in Slow-mo bewegten.
Sind sie nicht süüüß?
Mit Blick ins neblige, verschneite Weiß mampften wir Kekse und tranken warmen Tee, bis uns die Kälte in die verschwitzten Klamotten kroch.
Tja, und dann gings einfach wieder zurück über den unspektakulären Hang...
... mit Blick auf die langsam vom Nebel eingehüllte Kosmostanzia.
Übrigens ein gruseliges, halb verlassenes Dorf voller Ruinen, Baustellen und verwittertem Schutt. In der Mitte ein mehrstöckiges Wohnhaus, wo wir sogar jemanden antrafen, der uns darauf hinwies, dass wir unseren Müll mitnehmen sollten. Die Ironie der Situation verstand der in einem vermüllten, heruntergekommen Örtchen lebende nette Herr bestimmt nicht.
Auf jeden Fall findet zwar schon lange keine Sternenbeobachtung mehr hier statt, sondern stattdessen seismografische Messungen. In einer Stadt, die in den nächsten 10Jahren mithoher Wahrscheinlichkeit von einem großen Erdbeben heimgesucht wird, sicher eine nützliche Einrichtung.
Nun fühlten wir uns nach der 90minütigen Wanderung ausgelaugt genug, um einen schönen Picknick-Platz zu finden. Auf dem Weg nach unten wieder Richtung moderner Sternenwarte bogen wir links ab und fanden den perfekten Platz.
Schnell waren alle Leckereien ausgebreitet und wartete darauf, vernichtet zu werden.
Sogar eine schöne Grillstelle hatten wir.
Wenn doch nur nicht plötzlich ein Platzregen heruntergegangen wäre, der uns in Windeseile unsere Picknickdecken zusammentragen ließ und mit knurrenden Magen verließen wir die Berge, um in der Stadt nach besserem Wetter zu suchen.
Das fanden wir dann auf Heikos Terasse (die wir trotz seiner Abwesenheit nutzen durften), wo wir alles wieder ausbreiteten, den Grill neu befeuerten und just mitten im schönsten Schmaus erneut vom Gewitter mit sintflutartigem Regenfällen heimgesucht wurden.
So wurden die letzten Steaks indoor in der Pfanne gebraten und wir mussten uns immer wieder gegenseitig versichern, dass es ja trotzdem ein schöner Tag gewesen sei :-)

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