Samstag, 27. Februar 2010

Ankunft in Almaty

Der Flug startete 23Uhr Ortszeit in Istanbul und sollte 5,5 Stunden dauern. Allerdings war es da in Almaty schon 8:30Uhr. Ich habe meine ohnehin kurze Nacht so gut wie schlaflos verbracht. Diesmal war die Business Class fast ausgebucht, aber wir hatten nur 1 Stewardess für uns und der Abstand der Sitze kam mir kleiner vor als beim ersten Flug. Zu allem Überfluss saß in meiner Reihe die russische Familie, die mir durch die lautstark rumkrakeelende 3jährige schon am Flughafen aufgefallen war. D. h. eigentlich saß in meiner Reihe nur die Mutter mit den Kindern. Der Vater saß eine Reihe dahinter. Sie war bestimmt nicht älter als ich, ziemlich dünn&zerbrechlich, er ein fetter älterer Sack, der es sich offensichtlich leisten konnte, für alle Business Class zu bezahlen. Argwöhnisch betrachtete ich aus den Augenwinkeln, wie wiederum alle Flugsicherheitsstandards missachtet wurden: 3 Taschen hatte die junge Frau auf und vor den Sitzen verteilt, die 3jährige sprang auf dem Sitz herum und plärrte und das zweite Kind, ca. ein halbes Jahr alt, saß die ganze Zeit auf ihrem Arm. Den Stewardessen war es offensichtlich auch egal, ob alle angeschnallt waren. Nach einer Weile aber legte sich mein Groll, als ich bemerkte, dass der Vater sich den ganzen Flug über kein bisschen um seine Familie kümmerte. Die junge Frau hatte alle Hände voll zu tun. Einhändig rührte sie dem Baby sein Fläschchen an, während die ältere Faxen auf dem Sitz machte, versorgte sie mit Spielzeug, legte ihr Kissen zurecht usw. Zum Glück war das Baby ruhig, schien nur aus riesengroßen Kulleraugen zu bestehen, von Müdigkeit keine Spur. Als die 3jährige eingenickt war, schunkelte sie auch das Baby in den Schlaf, allerdings mit soviel Schwung, dass mir an dessen Stelle schlecht geworden wär. Dann schliefen beide Kinder auf den Sitzen und sie kam auf meine Seite rüber, um einen Happen zu essen. Hunger hatte ich keinen, aber neugierig war ich doch aufs Essen, jedoch ähnelte es dem aus dem ersten Flug. Noch bevor sie aufgegessen hatte, schrie die 3jährige im Schlaf und wachte heulend auf. Also sprang sie rüber, nahm das Baby wieder auf den Arm und beruhigte sie. Und so ging das die ganze Nacht durch. Immerwieder wachte die Ältere schreiend auf und immer wieder wurde sie getröstet. Ich hatte soviel Mitleid mit der Mutter. Keiner half ihr. Die Stewardessen ignorierten die Kinder und der Vater schlief so unbeteiligt, dass ich Zweifel hatte, ob er überhaupt dazu gehörte. Aber ich wagte es nicht, meine Hilfe anzubieten, da ich ja erstens nun auch nicht gerade Baby-Erfahrung hab und ich auch Angst hatte, dass sie Ärger bekommt, wenn sie sich helfen lässt. Sie stand so unter Strom und war dabei aber immer total lieb zu ihren Kindern. Ich fand es unfassbar, wie alleine sie dastand. Offensichtlich ist es in diesen Kulturkreisen üblich, dass sich nur die Frauen um die Kinder kümmern und die Männer keinen Anlass sehen, einzugreifen. Nicht mal in besonderen Situationen wie einem anstrengenden Flug. Ich meine, er hätte doch wenigstens das Baby-Fläscchen anrühren können. Oder sich auch einfach mal mit der größeren Tochter beschäftigen, während seine Frau das Baby füttert. Letztendlich schlief sie mit dem Baby auf dem Arm ein wenig, aber pünktlich zum Landeanflug wurde sie geweckt, weil sie sich jetzt doch anschnallen sollte…
Ziemlich zerstört kam ich in Almaty an, passierte die Passkontrolle, wartete voller Bangen auf meine Taschen, die alle unbeschadet ankamen und wurde dann von meinem hiesigen neuen Chef Heiko abgeholt.
Zwischenstop im Hotel zum Umziehen und schon war ich im Büro, wurde allen vorgestellt und fing an zu arbeiten. Ich hatte zwar die Option, jederzeit ins Hotel gefahren werden zu können. Aber die Müdigkeit überkam mich nur phasenweise. Zum Mittagessen war ich mit Heiko und seiner Familie irgendwo essen, wo ich mich für ein Gericht aus Reis, Möhren und Fleisch entschied. Klingt gar nicht so schlimm. Man muss aber wissen, dass der Reis hier in Öl gekocht wird und entsprechend trieft und die Möhren waren vom Fleisch teilweise nicht zu unterscheiden, außer, wenn man auf Knochen biss.
Danach war ich wieder etwas fitter und arbeitete bis 19Uhr. Da war dann die Müdigkeit so groß, dass man es schon gar nicht mehr mitbekommt. Noch ein kurzer Zwischenstop im Supermarkt, in dem es zwar kein ansehnliches Obst und Gemüse gibt, aber deutsche saure Gurken. Ich habe ehrlich Sorgen, wie ich mich in den nächsten 3 Monaten gesund ernähren soll, wenn ich kein frisches Obst bekomme. Das hat erst in 2 Monaten Saison und so lange gibt es die Vorräte aus dem letzten Jahr, die auch entsprechend aussehen. Eine Fitness-Studio-Mitgliedschaft kostet hier umgerechnet 200Euro im Monat und joggen kann man hier eigentlich auch nicht. Die nächsten 3 Monate wird meine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit auf eine harte Probe gestellt werden.

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