Donnerstag, 25. Februar 2010

Business Class für Anfänger

Wie schön könnte fliegen sein, wenn man nur immer Business Class haben könnte. Bezahlt man einfach den 5fachen Flugpreis, muss man sich um Unterhaltung&Verpflegung überhaupt keine Sorgen mehr machen. In Düsseldorf trabte ich mit meinem doppelten Handgepäck, nachdem ich mein doppeltes anderes Gepäck eingecheckt hatte, schnurstracks in die "Open Sky Lounge". Weiß der Teufel, warum die so heißt, vom Himmel hab ich überhaupt nix gesehen. Eigentlich wollte ich auch nur mal einen Blick reinwerfen, weil ich es konnte und ansonsten mich wieder unters Volk mischen. Aber dann erst erschloss sich mir, was Lounge-Aufenthalt bedeutet: Es ist eine riesengroße gemütliche Sofa-Ecke, wo alle Zeitungen und Zeitschriften kostenlos ausliegen, es ein Buffett mit Essen gibt und alle Getränke auch for free. Und besonders voll war es auch nicht. Hier und da ein Geschäftsreisender, etwas öfter die obligatorischen stinkreichen arabisch aussehenden Familien, denen es nichts aus macht, die erste Klasse auch für ihre kleinen Kinder zu bezahlen und immer, wenn ein Flug zum Boarding aufgerufen wurde, kam die Empfangsdame herum und sagte demjenigen Bescheid, den es traf. Echt nett so'n Service, da könnte man sich dran gewöhnen.

Später dann im Flugzeug wurde der Klassenunterschied noch deutlicher. Wir waren 7 Business Class Reisende, ich als einzige Frau und wir hatten 3 Stewardessen nur zu unserer Verfügung.
Schon beim Einsteigen ins Flugzeug hatte ich Deutschland verlassen, denn Deutsch kann bei Turkish Airlines keiner mehr.
Nachdem wir unsere "Reiseflughöhe" erreicht hatten, gab's erstmal die obligatorischen warmen feuchten Tücher, wofür auch immer. Danach wurde mir eine Tischdecke aufs Tischchen gelegt und dann gab's ein dreigängiges Menü mit türkischen Häpperchen auf Pozellanschalen, Chicken Satay im Porzellanservice und Apfelstrudel. Also hab ich diesmal zwar viel CO2 ausgestoßen, aber kaum Müll produziert. Sogar das Besteck war in 2facher Ausführung durchweg aus Metall und Getränke aus Glas-Gläsern. Irgendwie wurde ich ständig gefragt, was ich trinken will und hab dann soviel Wasser getrunken, dass ich tatsächlich auf die Toilette gehen musste, die ich mit den 6 Männern zusammen hatte.
Das Schönste aber war wie immer der Blick aus dem Fenster. Als ich so dasaß mit meinem fürstlichen Menu auf dem Schoß und die Alpenlandschaft unter mir hinweg zog, da hab ich mich schon sehr erhaben gefühlt. Die weiß- und anthrazit-farbende Landschaft war so greifbar, die Berggipfel schienen so nah und alles sah so unberührt aus. Obwohl da natürlich auch viele Siedlungen zu sehen waren, hatte das alles etwas so Verletzliches und war dabei so atemberaubend schön. Jeder sollte sich von Zeit zu Zeit einen Blick von oben auf die Erde gönnen und dann nochmal überlegen, wieviel Müll und Umweltverschmutzung wirklich sein muss. Ich konnte gar nicht genug von der Ansicht bekommen und beugte mich dann erst einer Wolkendecke, die die Sicht versperrte.
Mit kugelrundem Bauch und viel Beinfreiheit machte ich mir so meine Gedanken über Luxus und mit welch kindlicher Freude ich mich für den Service begeistern kann. Und dabei fürchtete ich auch, dass man sich doch zu schnell an sowas gewöhnen könnte und verdorben wird und ganz schnell diesen Luxus einfordert. Gut, privat würde ich nicht den 5fachen Preis bezahlen, wenn ich auch mit nur halb so viel Annehmlichkeiten durch die Welt reisen könnte. Aber die wenigsten zahlen die Business Class selbst und benehmen sich doch, als hätten sie die Airline gekauft. Wollen wir hoffen, dass ich trotz dieser Geschäftsreisen weiterhin in der Lage sein werde, in Hostels zu übernachten.
Das Bordprogramm ließ leider sehr zu wünschen übrig, es gab nur diese Bildschirme für alle und da lief irgendeine britische Serie. Hinter mir in der Reihe saßen 3 Türken, die vom Getränkeangebot regen Gebrauch machten und zusehends lauter und lustiger wurden. Zum Glück gab's Kopfhörer mit Maximallautstärke.
Und dann waren wir auch schon fast da. Es waren ja nur 3,5 Stunden zu fliegen. Da es immer dunkler wurde gab's schön warm beleuchtete Strandpromenaden von Istanbul zu sehen. Dann nochmal ein warmes feuchtes Tuch und schon war ich wieder gelandet.

3 Kommentare:

  1. Huhu Christiane, schön, dass Du den Luxus noch einmal genießen konntest. Denn wer weiß. Vielleicht heißt es von jetzt an nur noch: Soweit die Füße oder Hufe tragen.
    Schönen Gruß und gutes Ankommen wünscht
    die Irre

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  2. Hey Christiane,
    ich werde deinen Blog regelmäßig lesen um mich auf dem laufenden zu halten. Voll interessant. Ich wünsche dir viele neue Eindrücke und eine super Zeit.
    Liebe Grüße von Isa

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  3. hallo liebe Christiane,
    wir senden dir die besten Grüße aus Plauen.
    Ich denke viel an dich und lese regelmäßig deine Erlebnisse. Du bist ein sehr guter Schreiber. Es macht viel spass deine erlebnisse zu lesen. Ich sehe dich dann deutlich vor mir, manchmal habe ich herzhaft gelacht. Liebe Christina, ich bin froh, dass du dich einiger maßen aranchiert hast und deinen Humor nicht verloren hast. ich freue mich schon auf deine nächsten Berichte. Lass dich ganz fest Umarmen von deiner Petra und Susann

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