3 Monate lang keine Möglichkeit ans Meer zu fahren, das musste ich auf meiner Stippvisite in Deutschland natürlich nachholen.
Und so gings für 3 Tage an den nächsten Strand, ins schöne Holland, wo selbst die Pommestüten bekifft aussehen:
Und hier haben wir es uns bei Brot...
... und Wein...
...richtig gutgehen lassen.
Wir sind am wunderschönen Sandstrand auf und abgependelt, von einem Café zum nächsten...
... und mehr haben wir eigentlich nicht gemacht.
Herrlich, traumhaft, wiederholungsverdächtig!
Dienstag, 25. Mai 2010
Dienstag, 11. Mai 2010
Süd-Kasachstan: Aksu-Canyon
Um den Blog nicht verwaisen zu lassen und weil die meisten sowieso nur auf die Bilder scharf sind, hier also der letzte Teil meiner Süd-Kasachstan-Tour als Slideshow.
Viel gibt es auch nicht dazu zusagen: eine recht unaufregende Tour mit zuvielen Leuten (außer uns: 3 Franzosen, 1 Australierin, 1 Kasachin als Touristen, 1 Fahrer und 3 Guides) und zuviel Rumgekutsche im Auto.
Der Canyon war wirklich Weltklasse, aber leider haben wir uns zuvor zu lange an Blümchen (Oh, schau mal, die totaaal seltene Kaufmann-Tulpe) und Piepsvögeln aufgehalten und wurden dann im Canyon von aufziehendem Gewitter beschleunigt. Essen gab's in einer zugigen Steinhütte und dann ging's schon zurück, weil wir ja am gleichen Tag noch den Zug zurück nach Almaty kriegen mussten.
Hier also die schönsten Hochplateau-Wiesen mit Blick auf die kirgisischen Berge (oder waren's die uzbekischen? Wir befinden uns schließlich im Dreiländereck...)
Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß:
Unser Ziel war der Aksu-Canyon und am offiziellen Ausguck, wohlgemerkt der Punkt, zu dem alle Touristen geführt werden, sah es so aus:
Na, macht nix, für ein Gruppenbild haben wir alle Platz gefunden.
Und nun spazierten wir über wunderschöne Wiesen, bei den man das Gefühl hatte, über allem zu "schweben". Die Luft war warm, dicke hummel-ähnliche Insekten kreuzten brummend unsere Wege und kleine Cumuluswölkchen ließen die Landschaft sehr plastisch wirken.
Dann folgte der Abstieg in den Canyon, dessen Grund wir allerdings nicht erreichen sollten. Vielmehr spazierten wir auf halber Höhe einen Bären-Trampelpfad entlang, was man an diversen Spuren gut nachvollziehen konnte. Die Bärenhäufchen hab ich noch selber ausmachen können, (jetzt weiß ich auch, warum Lakritze in Süddeutschland "Bärendreck" genannt wird ;-) aber unser eifriger Führer hatte noch mehr auf Lager: "Hier hat sich der Bär den Rücken geschubbelt" (wir betrachteten einen verkrüppelten jungen Baum), "Hier hat der Bär sein Mittagsschläfchen gehalten" (wir betrachteten platt gelegenes Gras), "Hier hat der Bär gespeist" (Haha, da war nix zu sehen, weil sie als Allesfresser ja nix ürbig lassen. Und überhaupt behauptet ja hier jeder, dass die hiesigen Bären Vegetarier seien) und schon witzelten wir herum und erfanden eigene Bärenspuren: Wo er gepinkelt hat, wo seine Nase geputzt (was jeweils die gleiche Stelle sein könnte), wo seine Kinder verprügelt oder den letzten Touristen kalt gemacht. Denn ganz klar war uns nicht, wie alt diese Bärenspuren waren und ob wir nicht geradewegs in seiner Vorratskammer landen würden.
Auf jeden Fall hatten wir phantastische Ausblicke auf den reißenden Fluss am Grunde des Canyons (Aksu = weißes Wasser) und wanderten durch dichtes, frisches, nahrhaft aussehendes Grün.
Auch mal ein Blick nach oben:
Überall am Wegesrand zu finden: wilder Hanf.
Dann war es wieder Zeit für das übliche frühnachmittägliche Gewitter, das uns trotz 1,5stündiger Entfernung vom Dorf einholte. Es zogen Wolken auf, donnerte bedrohlich und schepperte natürlich schön im Canyon.
Schnell noch ein Andenken-Bild von exponierter Stelle...
... und dann musste die Jacke ausgepackt werden, von der ich schon befürchtet hatte, sie umsonst rumzuschleppen.
Nach 3 Stunden Spaziergang kamen wir wieder oberhalb des Canyons an einer Ranger Station an, wo wir unser Essen (übrigens wieder ein großer Emailletopf mit Kartoffeln in sowas wie Gulasch, aber diesmal konnten wir es im Auto lassen und mussten es nicht mitschleppen) in einem winzig kleinen gemauerten Hüttchen einnahmen, das Fenster so klein, dass nur schummeriges Licht einfiel und statt Stühlen eine erhöhte Sitzfläche, auf der man sich und sein Essen drapiert und sich dann wie beim Picknick fühlt. Allerdings nicht 12 Leute gleichzeitig!
Als wir aus dem Hüttchen wieder ans Tageslicht traten, hatte der Regen schon aufgehört und zog mit seinen dicken Wolken und Nebelschleiern von dannen.
Und das sollte es gewesen sein für heute und für diese Tour.
Als wir wieder in unserer Unterkunft waren, duschten wir noch schnell, packten unsere Sachen, hatten kaum Zeit das Abendessen hinterzuschlingen und schon standen wir am Bahnhof und warteten auf unseren Zug.
12 Stunden und rund 600km trennten uns noch vom Arbeitsbeginn am nächsten Morgen.
Immerhin verbrachte ich diese Nacht ruhiger und habe sogar richtig tief geschlafen. Ob's an den alten Zügen mit mitschwingenden Liegen lag?
Fast ein Kumpel geworden aufgrund seiner starken Präsenz im engen Zug: mein Rucksack.
Viel gibt es auch nicht dazu zusagen: eine recht unaufregende Tour mit zuvielen Leuten (außer uns: 3 Franzosen, 1 Australierin, 1 Kasachin als Touristen, 1 Fahrer und 3 Guides) und zuviel Rumgekutsche im Auto.
Der Canyon war wirklich Weltklasse, aber leider haben wir uns zuvor zu lange an Blümchen (Oh, schau mal, die totaaal seltene Kaufmann-Tulpe) und Piepsvögeln aufgehalten und wurden dann im Canyon von aufziehendem Gewitter beschleunigt. Essen gab's in einer zugigen Steinhütte und dann ging's schon zurück, weil wir ja am gleichen Tag noch den Zug zurück nach Almaty kriegen mussten.
Hier also die schönsten Hochplateau-Wiesen mit Blick auf die kirgisischen Berge (oder waren's die uzbekischen? Wir befinden uns schließlich im Dreiländereck...)
Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß:
Unser Ziel war der Aksu-Canyon und am offiziellen Ausguck, wohlgemerkt der Punkt, zu dem alle Touristen geführt werden, sah es so aus:
Na, macht nix, für ein Gruppenbild haben wir alle Platz gefunden.
Und nun spazierten wir über wunderschöne Wiesen, bei den man das Gefühl hatte, über allem zu "schweben". Die Luft war warm, dicke hummel-ähnliche Insekten kreuzten brummend unsere Wege und kleine Cumuluswölkchen ließen die Landschaft sehr plastisch wirken.
Dann folgte der Abstieg in den Canyon, dessen Grund wir allerdings nicht erreichen sollten. Vielmehr spazierten wir auf halber Höhe einen Bären-Trampelpfad entlang, was man an diversen Spuren gut nachvollziehen konnte. Die Bärenhäufchen hab ich noch selber ausmachen können, (jetzt weiß ich auch, warum Lakritze in Süddeutschland "Bärendreck" genannt wird ;-) aber unser eifriger Führer hatte noch mehr auf Lager: "Hier hat sich der Bär den Rücken geschubbelt" (wir betrachteten einen verkrüppelten jungen Baum), "Hier hat der Bär sein Mittagsschläfchen gehalten" (wir betrachteten platt gelegenes Gras), "Hier hat der Bär gespeist" (Haha, da war nix zu sehen, weil sie als Allesfresser ja nix ürbig lassen. Und überhaupt behauptet ja hier jeder, dass die hiesigen Bären Vegetarier seien) und schon witzelten wir herum und erfanden eigene Bärenspuren: Wo er gepinkelt hat, wo seine Nase geputzt (was jeweils die gleiche Stelle sein könnte), wo seine Kinder verprügelt oder den letzten Touristen kalt gemacht. Denn ganz klar war uns nicht, wie alt diese Bärenspuren waren und ob wir nicht geradewegs in seiner Vorratskammer landen würden.
Auf jeden Fall hatten wir phantastische Ausblicke auf den reißenden Fluss am Grunde des Canyons (Aksu = weißes Wasser) und wanderten durch dichtes, frisches, nahrhaft aussehendes Grün.
Auch mal ein Blick nach oben:
Überall am Wegesrand zu finden: wilder Hanf.
Dann war es wieder Zeit für das übliche frühnachmittägliche Gewitter, das uns trotz 1,5stündiger Entfernung vom Dorf einholte. Es zogen Wolken auf, donnerte bedrohlich und schepperte natürlich schön im Canyon.
Schnell noch ein Andenken-Bild von exponierter Stelle...
... und dann musste die Jacke ausgepackt werden, von der ich schon befürchtet hatte, sie umsonst rumzuschleppen.
Nach 3 Stunden Spaziergang kamen wir wieder oberhalb des Canyons an einer Ranger Station an, wo wir unser Essen (übrigens wieder ein großer Emailletopf mit Kartoffeln in sowas wie Gulasch, aber diesmal konnten wir es im Auto lassen und mussten es nicht mitschleppen) in einem winzig kleinen gemauerten Hüttchen einnahmen, das Fenster so klein, dass nur schummeriges Licht einfiel und statt Stühlen eine erhöhte Sitzfläche, auf der man sich und sein Essen drapiert und sich dann wie beim Picknick fühlt. Allerdings nicht 12 Leute gleichzeitig!
Als wir aus dem Hüttchen wieder ans Tageslicht traten, hatte der Regen schon aufgehört und zog mit seinen dicken Wolken und Nebelschleiern von dannen.
Und das sollte es gewesen sein für heute und für diese Tour.
Als wir wieder in unserer Unterkunft waren, duschten wir noch schnell, packten unsere Sachen, hatten kaum Zeit das Abendessen hinterzuschlingen und schon standen wir am Bahnhof und warteten auf unseren Zug.
12 Stunden und rund 600km trennten uns noch vom Arbeitsbeginn am nächsten Morgen.
Immerhin verbrachte ich diese Nacht ruhiger und habe sogar richtig tief geschlafen. Ob's an den alten Zügen mit mitschwingenden Liegen lag?
Fast ein Kumpel geworden aufgrund seiner starken Präsenz im engen Zug: mein Rucksack.
Sonntag, 9. Mai 2010
Süd-Kasachstan: Kishi-Kandi/Ulken-Kandi
Trotz des abschreckendes Bettbezugs habe ich ganz gut geschlafen. Nur morgens bei offenem Fenster wurde ich des Schlafes beraubt durch die üblichen, ländlichen Geräusche. Ich kam mir fast vor wie in einem Kinderhörspiel: Erst ruft der Kuckuck, dann bellen die Hunde, die Schafe blöken, das Pferd wiehert, der Esel i-aht und immerzu schnattern die Vogel in den Bäumen. Ab 6Uhr war an Schlaf nicht mehr zu denken.
Aber uns stand sowieso ein früher Aufbruch bevor. 2 von uns wollten einen Tagesritt in den Nationalpark machen und die 2 anderen lieber zu Fuß gehen. Svetlana hatte uns versichert, dass es eine schöne Tour gäbe, auf der sich am Ende beide Parteien treffen würden.
Zum Frühstück gab's erstmal aufgewärmte Reste vom gestrigen Abendessen. Das mag zwar gestern lecker gewesen sein (es gab hausgemachte Mante, Teigtaschen mit Fleisch-Zwiebel-Füllung), aber angesichts des vielen Fetts zum Frühstück drehte sich mir der Magen um.
Immerhin wendeten wir diesmal einen großen Topf als Lunchpaket ab und bekamen stattdessen Brot, Wurst, Dosenfisch und kalte Hühnerbeine mit.
Unsere Pferde warteten zwar an unserer Unterkunft auf uns, aber zwischendurch überlegte es sich der Ranger anders und vereinbarte, dass wir ihn am Eingang zum Nationalpark treffen würden. Also offensichtlich wieder einer, der keinen Bock auf die verabredete Tour hatte.
Nun denn, mit dem Taxi ließen wir uns zum Nationalpark bringen und dann kam er schon an mit seiner Pferdekarawane.Kritisch stellte der Ranger (übrigens ein anderer als gestern, ein junger Kerl von Anfang 20) fest, dass wir zu viert waren und er nur 2 Pferde dabei hatte. Die Leute hier können sich einfach nicht vorstellen, dass Menschen freiwillig zu Fuß unterwegs sind. Schon gestern wurden wir gefragt, warum wir uns denn keine Pferde ausleihen würden für die Erkundung des Nationalparks. Die Antwort, dass man gerne wandern würde bzw. Angst hätte zu reiten, hatte bisher keiner wirklich verstanden.
Mir wurde also Aitorro zugeteilt. Das bedeutet brauner Mond, weil er eine kleine weiße Sichel auf der Stirn hatte. Zum Glück konnte ich den Ranger noch überzeugen, die Steigbügel länger zu machen und dann fühlte ich mich den Rest des Tages eigentlich ganz wohl auf ihm. Wie ich später erfuhr, wurde Aitorro gerne zum Schafkopf-spielen eingesetzt. Das ist aber hier kein Kartenspiel, sondern eine Art Polo, wo statt des Balls ein Schafskopf übers Spielfeld getrudelt wird und Schläger gibt es auch nicht, sondern die Reiter müssten sich eben so weit vom Pferd beugen, um an den Kopf zu kommen. In der Tat war das Pferd keine müde Touristen-Schaukel, sondern reagierte gut auf meine Hilfen.
Wie sich nun herausstellte, sollten Reiter und Wanderer den gleichen Weg gehen und da es keinem Wanderer erlaubt war, sich alleine im Nationalpark aufzuhalten, mussten die Reiter in regelmäßigen Abständen auf die Wanderer warten. Mir persönlich machte das nicht viel aus, hatte ich doch dabei gute Gelegenheit die schönen Berge zu bewundern. Aber sowohl der Ranger war genervt, als auch die Wanderer, der eine wegen der Warterei, die anderen wegen der Hetzerei.
Mir egal, ich entspannte mich und ließ mich durch die Gegend schunkeln, immer ein Liedchen auf den Lippen und die Kamera gezückt.
Am Haus des Nationalpark-Aufsehers mussten wir anhalten und unsere Papiere, also Eintrittsgenehmigungen, vorzeigen.
Die Flussüberquerungen gestalteten sich diesmal angenehmer für die Wanderer. Wir konnten den Ranger überzeugen, dass er nach jedem Fluss anhielt, ich vom Pferd stieg und er die anderen beiden Wanderer trockenen Fußes über den Fluss brachte.
Der Weg war recht angenehm (für die Reiter sowieso), führte mal bergauf mal bergab, niemals aber besonders steil und ich fühlte mich wohl in der Natur. Ab und zu trafen wir auf Spuren und Hinterlassenschaften von Bären, aber am Spektakulärsten war immer das Panorama.
Aitorro und seine 2 Kumpels beim Päuschen.
Was genau nun Kishi-Kandi und Ulken-Kandi war, haben wir auf der ganzen Tour nicht herausgefunden. Eigentlich hatten wir mit Wasserfällen gerechnet (aber keine gesehen), später hab ich mich informiert und erfahren, dass der Weg, den wir langmarschierten, Kishi-Kandi heißt. Aber uns wurde bewusst, dass uns als Tagesziel keine immens schöne Sehenswürdigkeit erwarten würde. Kein Gipfel, kein Wasserfall, kein See... ein einfaches Rangerhäuschen fanden wir vor, hielten dort unsere Mittagspause und beobachteten leibhaftige Bären durch's Fernglas.
Auf dem Rückweg holte uns wiederum das frühnachmittägliche Gewitter ein, diesmal mit fiesen Hagelkörnern und Eiseskälte. Immerhin trafen wir dann aber doch noch auf einen Wasserfall.
Der Ranger hatte es nun auf dem Rückweg besonders eilig, trieb sein Pferd die ganze Zeit an, so dass mein armer Gaul, der auf den Schotterwegen bergab ganz schön "fühlig" war (also langsam und vorsichtig gelaufen ist, weil es ihm unter der Hufe unangenehm war), gar nicht hinterherkam und ich ihn immer wieder traben lassen musste. Natürlich kamen die Wanderer noch viel weniger hinterher und entsprechend lange mussten wir auch immer wieder warten. Weiß der Teufel, was in diesem Ranger vorging, er war jetzt jedenfalls noch weniger gesprächig und mürrisch und versicherte, dass er noch nie so eine anstrengende Gruppe wie uns gehabt habe. Da fühlt man sich als Tourist doch wirklich willkommen!
Nichtsdestotrotz, als sich das Gewitter langsam verzog, konnten wir wieder wunderschöne Wolkenschauspiele beobachten.
Und noch bevor wir am Ausgangspunkt unserer Tour wieder angekommen waren, kommandierte uns der Ranger runter von den Pferden, band sie wieder als Karawane zusammen und war im Eiltempo aus dem Staub.
Tja, das mit der Gastfreundschaft und Freundlichkeit liegt denen eben nicht im Blut.
Immerhin, unsere Köchin hat sich unsere Wünsche zu Herzen genommen und ein ganz und gar schweinefleischloses Abendessen zubereitet.
Aber uns stand sowieso ein früher Aufbruch bevor. 2 von uns wollten einen Tagesritt in den Nationalpark machen und die 2 anderen lieber zu Fuß gehen. Svetlana hatte uns versichert, dass es eine schöne Tour gäbe, auf der sich am Ende beide Parteien treffen würden.
Zum Frühstück gab's erstmal aufgewärmte Reste vom gestrigen Abendessen. Das mag zwar gestern lecker gewesen sein (es gab hausgemachte Mante, Teigtaschen mit Fleisch-Zwiebel-Füllung), aber angesichts des vielen Fetts zum Frühstück drehte sich mir der Magen um.
Immerhin wendeten wir diesmal einen großen Topf als Lunchpaket ab und bekamen stattdessen Brot, Wurst, Dosenfisch und kalte Hühnerbeine mit.
Unsere Pferde warteten zwar an unserer Unterkunft auf uns, aber zwischendurch überlegte es sich der Ranger anders und vereinbarte, dass wir ihn am Eingang zum Nationalpark treffen würden. Also offensichtlich wieder einer, der keinen Bock auf die verabredete Tour hatte.
Nun denn, mit dem Taxi ließen wir uns zum Nationalpark bringen und dann kam er schon an mit seiner Pferdekarawane.Kritisch stellte der Ranger (übrigens ein anderer als gestern, ein junger Kerl von Anfang 20) fest, dass wir zu viert waren und er nur 2 Pferde dabei hatte. Die Leute hier können sich einfach nicht vorstellen, dass Menschen freiwillig zu Fuß unterwegs sind. Schon gestern wurden wir gefragt, warum wir uns denn keine Pferde ausleihen würden für die Erkundung des Nationalparks. Die Antwort, dass man gerne wandern würde bzw. Angst hätte zu reiten, hatte bisher keiner wirklich verstanden.
Mir wurde also Aitorro zugeteilt. Das bedeutet brauner Mond, weil er eine kleine weiße Sichel auf der Stirn hatte. Zum Glück konnte ich den Ranger noch überzeugen, die Steigbügel länger zu machen und dann fühlte ich mich den Rest des Tages eigentlich ganz wohl auf ihm. Wie ich später erfuhr, wurde Aitorro gerne zum Schafkopf-spielen eingesetzt. Das ist aber hier kein Kartenspiel, sondern eine Art Polo, wo statt des Balls ein Schafskopf übers Spielfeld getrudelt wird und Schläger gibt es auch nicht, sondern die Reiter müssten sich eben so weit vom Pferd beugen, um an den Kopf zu kommen. In der Tat war das Pferd keine müde Touristen-Schaukel, sondern reagierte gut auf meine Hilfen.
Wie sich nun herausstellte, sollten Reiter und Wanderer den gleichen Weg gehen und da es keinem Wanderer erlaubt war, sich alleine im Nationalpark aufzuhalten, mussten die Reiter in regelmäßigen Abständen auf die Wanderer warten. Mir persönlich machte das nicht viel aus, hatte ich doch dabei gute Gelegenheit die schönen Berge zu bewundern. Aber sowohl der Ranger war genervt, als auch die Wanderer, der eine wegen der Warterei, die anderen wegen der Hetzerei.
Mir egal, ich entspannte mich und ließ mich durch die Gegend schunkeln, immer ein Liedchen auf den Lippen und die Kamera gezückt.
Am Haus des Nationalpark-Aufsehers mussten wir anhalten und unsere Papiere, also Eintrittsgenehmigungen, vorzeigen.
Die Flussüberquerungen gestalteten sich diesmal angenehmer für die Wanderer. Wir konnten den Ranger überzeugen, dass er nach jedem Fluss anhielt, ich vom Pferd stieg und er die anderen beiden Wanderer trockenen Fußes über den Fluss brachte.
Der Weg war recht angenehm (für die Reiter sowieso), führte mal bergauf mal bergab, niemals aber besonders steil und ich fühlte mich wohl in der Natur. Ab und zu trafen wir auf Spuren und Hinterlassenschaften von Bären, aber am Spektakulärsten war immer das Panorama.
Aitorro und seine 2 Kumpels beim Päuschen.
Was genau nun Kishi-Kandi und Ulken-Kandi war, haben wir auf der ganzen Tour nicht herausgefunden. Eigentlich hatten wir mit Wasserfällen gerechnet (aber keine gesehen), später hab ich mich informiert und erfahren, dass der Weg, den wir langmarschierten, Kishi-Kandi heißt. Aber uns wurde bewusst, dass uns als Tagesziel keine immens schöne Sehenswürdigkeit erwarten würde. Kein Gipfel, kein Wasserfall, kein See... ein einfaches Rangerhäuschen fanden wir vor, hielten dort unsere Mittagspause und beobachteten leibhaftige Bären durch's Fernglas.
Auf dem Rückweg holte uns wiederum das frühnachmittägliche Gewitter ein, diesmal mit fiesen Hagelkörnern und Eiseskälte. Immerhin trafen wir dann aber doch noch auf einen Wasserfall.
Der Ranger hatte es nun auf dem Rückweg besonders eilig, trieb sein Pferd die ganze Zeit an, so dass mein armer Gaul, der auf den Schotterwegen bergab ganz schön "fühlig" war (also langsam und vorsichtig gelaufen ist, weil es ihm unter der Hufe unangenehm war), gar nicht hinterherkam und ich ihn immer wieder traben lassen musste. Natürlich kamen die Wanderer noch viel weniger hinterher und entsprechend lange mussten wir auch immer wieder warten. Weiß der Teufel, was in diesem Ranger vorging, er war jetzt jedenfalls noch weniger gesprächig und mürrisch und versicherte, dass er noch nie so eine anstrengende Gruppe wie uns gehabt habe. Da fühlt man sich als Tourist doch wirklich willkommen!
Nichtsdestotrotz, als sich das Gewitter langsam verzog, konnten wir wieder wunderschöne Wolkenschauspiele beobachten.
Und noch bevor wir am Ausgangspunkt unserer Tour wieder angekommen waren, kommandierte uns der Ranger runter von den Pferden, band sie wieder als Karawane zusammen und war im Eiltempo aus dem Staub.
Tja, das mit der Gastfreundschaft und Freundlichkeit liegt denen eben nicht im Blut.
Immerhin, unsere Köchin hat sich unsere Wünsche zu Herzen genommen und ein ganz und gar schweinefleischloses Abendessen zubereitet.
Samstag, 8. Mai 2010
Süd-Kasachstan: Taldybulak
Es stand wieder ein langes Wochenende an. Diesmal wurde der Feiertag vom Sonntag (Ende des 2. Weltkrieges vor 65 Jahren) mit einem freien Montag honoriert. Was gibt es also Schöneres, als dieses Wochenende mit ein paar Freunden in die Natur zu fahren?
Im Vorfeld hatten sich Claudia und Maryam um alles Organisatorische gekümmert, hatten ein Gästehaus ausgesucht, die Touren geplant und ein richtiges 3Tages-Programm ausgetüftelt. Ich hingegen hatte mich um die Zugtickets gekümmert.
Genau, unser Wochenende begann mit einer 12stündigen Zugfahrt im Schlafwagen. Freitagabend gegen 9 trafen wir uns mit Falk, dem vierten im Bunde, belegten ein 4er Schlafwagenabteil, das -oh Wunder- mit frischem Bettzeug und Handtüchern für jeden ausgestattet war. Die Toiletten waren allerdings typische Zugtoiletten (mit Öffnung aufs Gleis) und Duschen gab es nicht. Also ein Schlafwagen für Campingfreunde. Erstmal hieß es jedoch Hoch-die-Tassen und wir betranken unseren Feierabend mit klebrig-süßen Cocktails aus Flaschen, später Rotwein und lauter zug-tauglichen Knabbereien.
Da aber jeder eine anstrengende Woche hinter sich hatte, fielen wir nicht viel später auf unseren Betten um und versuchten im gleichmäßigen, aber trotzdem störenden Geratter des Zuges, ein wenig Schlaf zu finden.
So richtig gelang das keinem und so sahen wir alle am nächsten Morgen irgendwie gerädert aus. Aber das Gute war: am nächsten Morgen ist man schon da!
Bei schönstem Sonnenschein wurden wir am Bahnhof von Tjulkubas erstmal von einer unübersichtlichen Anzahl traditionell gekleideter Marktfrauen empfangen, die uns ihre selbstgebackenen Fladen, frisches Obst und Stutenmilch anboten. Aber wir hatten ja 3 Tage Vollpension vor uns, verzichteten also auf die nahrhaften Güter und bahnten uns einen Weg zu unserer Abholung.
Svetlana war schon vorher unser Kontakt gewesen, als es um die Planung ging und nun holte sie uns vom Bahnhof ab, um uns zu unserem Gästehaus zu begleiten. Wir fuhren noch etwa 20 Minuten mit dem Taxi und waren im Ort Zhabagly. Hier wohnten etwa 1500 Kasachen und Zentrum und Daseinsberechtigung des Ortes war das Verwaltungsgebäude des angrenzenden Nationalparks Aksu-Zhabagly, der verhältnismäßig viele Touristen in diese Gegend zog.
Unser Gästehaus war ein niegel-nagel-neues Gebäude gleich neben der Nationalpark-Verwaltung und da wir die allerersten Gäste waren, wurden wir bei unserer Ankunft von vielen offiziell aussehenden Leuten neugierig beäugt.
Das Haus hatte 5 Gästezimmer jeweils mit Bad, eine Küche und einen großen zentralen Ess-Saal. Eigentlich alles recht hübsch konzipiert. Unser Frühstück stand schon bereit, es war inzwischen fast 10Uhr und wir macht uns über frisch gekochten Milchreis und Brot mit genau abgezählten 4 Scheiben Wurst und 4 Scheiben Käse her.
Da Maryam als Muslimin kein Schweinefleisch aß und es uns anderen 3 egal war, haben wir künftig um halal Essen gebeten, was eigentlich kein Problem sein sollte, da die Kasachen ja auch alle Muslime sind.
Wir bezogen noch schnell unsere Zimmer mit geschmacklich fragwürdig bezogenen Betten und dann wartete schon unser Ranger, um uns auf das Hochplateau Taldybulak in den Alatau Mountains zu führen.
Nicht zum ersten Mal in Kasachstan fällt mir auf: Nationalparks dürfen überall nur mit Ranger betreten werden. Dieser Ranger ist nicht etwa ein Führer (obwohl er einem natürlich meist die richtigen Wege zeigt, denn Schilder gibt es keine), er passt vor allem auf, dass keiner den Nationalpark beschädigt, keine Steine einsteckt und keine Blümchen abrupft. Offensichtlich halten die Leute das hier für nötig, jeder Wandergruppe einen Aufpasser mitzuschicken. Dafür muss man als Tourist natürlich bezahlen. Eine gute Möglichkeit also, den Ortsansässigen einen Job zu verpassen. Blöd nur, wenn ebendieser Ranger im Laufe unserer Wanderung seine Bonbon-Papierchen in die Umgebung schnippst. Da merkt man mal wieder: Die Leute haben es einfach nicht kapiert, worum es geht.
Auch unsere Köchin, eine junge Frau aus dem Dorf, die jeden Tag unsere 3 Mahlzeiten herrichtete, war sehr bemüht, uns mit unserem bestellten Mittagessen zu versorgen. Aber ach, was macht man denn, wenn die unternehmungslustigen Touristen zum Mittag gar nicht im Dorf, sondern irgendwo im Nationalpark sind? Hm, man muss ihnen dieses Essen irgendwie mitgeben.... dachte sie sich wohl und wickelte den großen Emaille-Kochtopf mit irgendeinem Nudelgericht in eine große Plaste-Tüte. Ähm... tschuldigung? Wie sollen wir das denn den Berg hochkriegen? Verständnislose Blicke... da hatte sie natürlich nicht dran gedacht. Naja, im Rucksack halt. Moment mal, wer von uns soll denn bitte den großen, schweren, unförmigen Topf auf dem Rücken auf den Berg schleppen? Kann man das Essen nicht in Tupperdosen aufteilen? Tupperdosen gab es nicht und da der Topf in keinen unserer Rucksäcke passte, wurde er letztendlich dem Ranger in die Hand gedrückt und der musste nun unser unhandliches Essen den halben Tag umhertragen. Fühlten wir uns deswegen schlecht? Keineswegs! Wirklich keiner wollte dieses Topf schleppen müssen.
Aber nun ging es endlich los über üppig grüne Wiesen mit vielen Pferden und Kühen schritten wir auf die Berge zu. Nach der ersten halben Stunde machte unser Ranger den Vorschlag, doch jetzt Mittagspause zu machen. Anscheinend wollte er wirklich diesen Topf loswerden. Aber nicht mit uns. Wir hatten doch gerade erst Frühstück gegessen. Obwohl die Tour im Vorfeld mit Svetlana abgestimmt worden war und diese auch die ganzen Ranger und Eintrittsgenehmigungen usw. organisiert hatte, hieß das nicht, dass der Ranger nicht unterwegs versuchen würde, die Tour immer wieder zu seinem Vorteil zu verändern. Am liebsten natürlich durch kürzere Wege und früheren Feierabend. Fast an jeder Wegkreuzung machte er abweichende Vorschläge und es dauerte natürlich etwas, bis wir seine Absichten durchschaut hatten. Als der Wanderweg einen Fluss kreuzte, wollte er uns die Tour ausreden, aber wir waren schon dabei, unsere Schuhe auszuziehen und vorsichtig nach dem Untergrund tastend durchs eisige Wasser zu waten. Dies taten wir noch weitere 4 Mal, die Füße blau gestoßen von den fiesen Kieselsteinen und blau gefroren von der Kälte, so dass einem die Lust am Flusskreuzen wirklich verging.
Zwischendurch wurden wir aber immer wieder durch tolle Ausblicke, grüne Hügel, schöne Blümchen und vor allem warme Sonnenstrahlen verwöhnt.Irgendwann hörte der Ranger auf zu diskutieren und führte uns auf das auf 1000m gelegene Hochplateau Taldybulak. Hier endlich erlösten wir ihn von seinem Topf. Da wir uns auch noch geweigert hatten, schwere Porzellanschüsseln mitzuschleppen, aß einer vom Deckel und die anderen wühlten mit dem Löffel im Topf herum.Kaum oben angekommen, zogen sich die Wolken aber zusammen und bildeten eine dicke schwarze Wand.Und schon ging ein Gewitter los, das einem auf einer baumlosen Ebene wie dieser und zumal in dieser Höhe schon gefährlich werden könnte. Eilig begaben wir uns auf den Rückweg ins Tal, konnten aber den Blick von den fantastischen Wolkengebilden und Regenschleiern nicht abwenden.
Dort unten liegt das Dorf Zhabagly:Der Regen war zwar nicht sehr stark, aber dafür der Wind und der Donner und ich zählte immer fleißig die Zeitspanne zwischen Blitz und Donner, um dann freudig die Entfernung des Gewitters zu verkünden.
Der Abstieg führte uns die ganze Zeit über eine steile, nasse Wiese, weshalb jeder öfter als freiwillig auf dem Hosenboden über das Grad rutschte.
Und als wir unten waren, war das Gewitter vorbei und die Sonne blitzte schon wieder hervor.
Nach 7 Stunden erreichten wir wieder das Dorf, ließen uns noch den Kaufmann zeigen, wo wir uns mit landestypischen Getränken eindeckten.
Zurück im Gästehaus duschte ich ausgiebig und breitete mich in meinem Zimmer aus. Das Bad war zwar überall in lieblichem Blau gestrichen, allerdings nachdem die Armaturen eingebaut worden waren, weshalb also auch Dusche und Waschbecken blaue Spritzer abbekommen hatten. Auf Toilettensitze hatte man aus unerfindlichen Gründen ganz verzichtet und die Dusche stand vor Dreck, weil sie offenbar erst 1 Tag vorbei mit viel Mörtel eingesetzt worden war, der sich nun hartnäckig in der Duschtasse hielt.
Aber ich hatte ja noch Glück. Die Dusche bei den anderen leckte irgendwo, d.h. das ganze Badezimmer schwamm. Ein eilig herbeigerufener Klempner (als ob die Dorfbewohner dezidierte Berufe hätten), schaute sich die Sache an und wies dann Claudia daraufhin, dass sie wohl die Tür der Duschkabine nicht richtig geschlossen hätte. So sind die Leute hier. Bevor was gemacht wird, wird erstmal nach Ausflüchten gesucht, wie man die Anstrengung jetzt am besten umgehen kann.
Das Abendessen ließ eine Weile auf sich warten und leider hatte es die Köchin mit dem halal nicht so verstanden, denn wir hatten wiederum Schinken im Salat. Nochmal darauf hingewiesen, verstand sie unser Problem nicht. Und da fiel uns auf: Ja, Muslime sind sie hier schon, aber mit den Regeln nehmen sie es nicht so genau.
Im Vorfeld hatten sich Claudia und Maryam um alles Organisatorische gekümmert, hatten ein Gästehaus ausgesucht, die Touren geplant und ein richtiges 3Tages-Programm ausgetüftelt. Ich hingegen hatte mich um die Zugtickets gekümmert.
Genau, unser Wochenende begann mit einer 12stündigen Zugfahrt im Schlafwagen. Freitagabend gegen 9 trafen wir uns mit Falk, dem vierten im Bunde, belegten ein 4er Schlafwagenabteil, das -oh Wunder- mit frischem Bettzeug und Handtüchern für jeden ausgestattet war. Die Toiletten waren allerdings typische Zugtoiletten (mit Öffnung aufs Gleis) und Duschen gab es nicht. Also ein Schlafwagen für Campingfreunde. Erstmal hieß es jedoch Hoch-die-Tassen und wir betranken unseren Feierabend mit klebrig-süßen Cocktails aus Flaschen, später Rotwein und lauter zug-tauglichen Knabbereien.
Da aber jeder eine anstrengende Woche hinter sich hatte, fielen wir nicht viel später auf unseren Betten um und versuchten im gleichmäßigen, aber trotzdem störenden Geratter des Zuges, ein wenig Schlaf zu finden.
So richtig gelang das keinem und so sahen wir alle am nächsten Morgen irgendwie gerädert aus. Aber das Gute war: am nächsten Morgen ist man schon da!
Bei schönstem Sonnenschein wurden wir am Bahnhof von Tjulkubas erstmal von einer unübersichtlichen Anzahl traditionell gekleideter Marktfrauen empfangen, die uns ihre selbstgebackenen Fladen, frisches Obst und Stutenmilch anboten. Aber wir hatten ja 3 Tage Vollpension vor uns, verzichteten also auf die nahrhaften Güter und bahnten uns einen Weg zu unserer Abholung.
Svetlana war schon vorher unser Kontakt gewesen, als es um die Planung ging und nun holte sie uns vom Bahnhof ab, um uns zu unserem Gästehaus zu begleiten. Wir fuhren noch etwa 20 Minuten mit dem Taxi und waren im Ort Zhabagly. Hier wohnten etwa 1500 Kasachen und Zentrum und Daseinsberechtigung des Ortes war das Verwaltungsgebäude des angrenzenden Nationalparks Aksu-Zhabagly, der verhältnismäßig viele Touristen in diese Gegend zog.
Unser Gästehaus war ein niegel-nagel-neues Gebäude gleich neben der Nationalpark-Verwaltung und da wir die allerersten Gäste waren, wurden wir bei unserer Ankunft von vielen offiziell aussehenden Leuten neugierig beäugt.
Das Haus hatte 5 Gästezimmer jeweils mit Bad, eine Küche und einen großen zentralen Ess-Saal. Eigentlich alles recht hübsch konzipiert. Unser Frühstück stand schon bereit, es war inzwischen fast 10Uhr und wir macht uns über frisch gekochten Milchreis und Brot mit genau abgezählten 4 Scheiben Wurst und 4 Scheiben Käse her.
Da Maryam als Muslimin kein Schweinefleisch aß und es uns anderen 3 egal war, haben wir künftig um halal Essen gebeten, was eigentlich kein Problem sein sollte, da die Kasachen ja auch alle Muslime sind.
Wir bezogen noch schnell unsere Zimmer mit geschmacklich fragwürdig bezogenen Betten und dann wartete schon unser Ranger, um uns auf das Hochplateau Taldybulak in den Alatau Mountains zu führen.
Nicht zum ersten Mal in Kasachstan fällt mir auf: Nationalparks dürfen überall nur mit Ranger betreten werden. Dieser Ranger ist nicht etwa ein Führer (obwohl er einem natürlich meist die richtigen Wege zeigt, denn Schilder gibt es keine), er passt vor allem auf, dass keiner den Nationalpark beschädigt, keine Steine einsteckt und keine Blümchen abrupft. Offensichtlich halten die Leute das hier für nötig, jeder Wandergruppe einen Aufpasser mitzuschicken. Dafür muss man als Tourist natürlich bezahlen. Eine gute Möglichkeit also, den Ortsansässigen einen Job zu verpassen. Blöd nur, wenn ebendieser Ranger im Laufe unserer Wanderung seine Bonbon-Papierchen in die Umgebung schnippst. Da merkt man mal wieder: Die Leute haben es einfach nicht kapiert, worum es geht.
Auch unsere Köchin, eine junge Frau aus dem Dorf, die jeden Tag unsere 3 Mahlzeiten herrichtete, war sehr bemüht, uns mit unserem bestellten Mittagessen zu versorgen. Aber ach, was macht man denn, wenn die unternehmungslustigen Touristen zum Mittag gar nicht im Dorf, sondern irgendwo im Nationalpark sind? Hm, man muss ihnen dieses Essen irgendwie mitgeben.... dachte sie sich wohl und wickelte den großen Emaille-Kochtopf mit irgendeinem Nudelgericht in eine große Plaste-Tüte. Ähm... tschuldigung? Wie sollen wir das denn den Berg hochkriegen? Verständnislose Blicke... da hatte sie natürlich nicht dran gedacht. Naja, im Rucksack halt. Moment mal, wer von uns soll denn bitte den großen, schweren, unförmigen Topf auf dem Rücken auf den Berg schleppen? Kann man das Essen nicht in Tupperdosen aufteilen? Tupperdosen gab es nicht und da der Topf in keinen unserer Rucksäcke passte, wurde er letztendlich dem Ranger in die Hand gedrückt und der musste nun unser unhandliches Essen den halben Tag umhertragen. Fühlten wir uns deswegen schlecht? Keineswegs! Wirklich keiner wollte dieses Topf schleppen müssen.
Aber nun ging es endlich los über üppig grüne Wiesen mit vielen Pferden und Kühen schritten wir auf die Berge zu. Nach der ersten halben Stunde machte unser Ranger den Vorschlag, doch jetzt Mittagspause zu machen. Anscheinend wollte er wirklich diesen Topf loswerden. Aber nicht mit uns. Wir hatten doch gerade erst Frühstück gegessen. Obwohl die Tour im Vorfeld mit Svetlana abgestimmt worden war und diese auch die ganzen Ranger und Eintrittsgenehmigungen usw. organisiert hatte, hieß das nicht, dass der Ranger nicht unterwegs versuchen würde, die Tour immer wieder zu seinem Vorteil zu verändern. Am liebsten natürlich durch kürzere Wege und früheren Feierabend. Fast an jeder Wegkreuzung machte er abweichende Vorschläge und es dauerte natürlich etwas, bis wir seine Absichten durchschaut hatten. Als der Wanderweg einen Fluss kreuzte, wollte er uns die Tour ausreden, aber wir waren schon dabei, unsere Schuhe auszuziehen und vorsichtig nach dem Untergrund tastend durchs eisige Wasser zu waten. Dies taten wir noch weitere 4 Mal, die Füße blau gestoßen von den fiesen Kieselsteinen und blau gefroren von der Kälte, so dass einem die Lust am Flusskreuzen wirklich verging.
Zwischendurch wurden wir aber immer wieder durch tolle Ausblicke, grüne Hügel, schöne Blümchen und vor allem warme Sonnenstrahlen verwöhnt.Irgendwann hörte der Ranger auf zu diskutieren und führte uns auf das auf 1000m gelegene Hochplateau Taldybulak. Hier endlich erlösten wir ihn von seinem Topf. Da wir uns auch noch geweigert hatten, schwere Porzellanschüsseln mitzuschleppen, aß einer vom Deckel und die anderen wühlten mit dem Löffel im Topf herum.Kaum oben angekommen, zogen sich die Wolken aber zusammen und bildeten eine dicke schwarze Wand.Und schon ging ein Gewitter los, das einem auf einer baumlosen Ebene wie dieser und zumal in dieser Höhe schon gefährlich werden könnte. Eilig begaben wir uns auf den Rückweg ins Tal, konnten aber den Blick von den fantastischen Wolkengebilden und Regenschleiern nicht abwenden.
Dort unten liegt das Dorf Zhabagly:Der Regen war zwar nicht sehr stark, aber dafür der Wind und der Donner und ich zählte immer fleißig die Zeitspanne zwischen Blitz und Donner, um dann freudig die Entfernung des Gewitters zu verkünden.
Der Abstieg führte uns die ganze Zeit über eine steile, nasse Wiese, weshalb jeder öfter als freiwillig auf dem Hosenboden über das Grad rutschte.
Und als wir unten waren, war das Gewitter vorbei und die Sonne blitzte schon wieder hervor.
Nach 7 Stunden erreichten wir wieder das Dorf, ließen uns noch den Kaufmann zeigen, wo wir uns mit landestypischen Getränken eindeckten.
Zurück im Gästehaus duschte ich ausgiebig und breitete mich in meinem Zimmer aus. Das Bad war zwar überall in lieblichem Blau gestrichen, allerdings nachdem die Armaturen eingebaut worden waren, weshalb also auch Dusche und Waschbecken blaue Spritzer abbekommen hatten. Auf Toilettensitze hatte man aus unerfindlichen Gründen ganz verzichtet und die Dusche stand vor Dreck, weil sie offenbar erst 1 Tag vorbei mit viel Mörtel eingesetzt worden war, der sich nun hartnäckig in der Duschtasse hielt.
Aber ich hatte ja noch Glück. Die Dusche bei den anderen leckte irgendwo, d.h. das ganze Badezimmer schwamm. Ein eilig herbeigerufener Klempner (als ob die Dorfbewohner dezidierte Berufe hätten), schaute sich die Sache an und wies dann Claudia daraufhin, dass sie wohl die Tür der Duschkabine nicht richtig geschlossen hätte. So sind die Leute hier. Bevor was gemacht wird, wird erstmal nach Ausflüchten gesucht, wie man die Anstrengung jetzt am besten umgehen kann.
Das Abendessen ließ eine Weile auf sich warten und leider hatte es die Köchin mit dem halal nicht so verstanden, denn wir hatten wiederum Schinken im Salat. Nochmal darauf hingewiesen, verstand sie unser Problem nicht. Und da fiel uns auf: Ja, Muslime sind sie hier schon, aber mit den Regeln nehmen sie es nicht so genau.
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