Nach einer äußerst kurzen Nacht haben wir heute morgen um 6 unsere Rucksäcke gepackt und haben mit Heiko, Aggj und Dina die Stadt für 3Tage verlassen. Unser Ziel war ein Nationalpark südöstlich von Almaty mit 3 schönen Seen, die man alle nacheinander erwandern können soll. Die Strecke bis dahin beträgt zwar nur 300km, aber aufgrund der Straßenverhältnisse kommt man nicht in weniger als 6 Stunden dort an. Wenn man so viele Stops unterwegs macht, wie wir, kann man auch mal locker 8-9Stunden unterwegs sein.
Unseren ersten Stop legten wir spontan in Molowodnoje ein, weil hier heute Viehmarkt war.
Hier verkaufte jeder, was er im Laufe des Frühlings rangezüchjtet hatte oder loswerden wollte.
Schäfchen...
...Pferdchen und außerdem Rinder und alles mögliche Zubehör.
Im Grunde jedoch traf man sich -wie überall auf der Welt- bei solchen Gelegenheiten zum Klönen und Neuigkeiten-austauschen...
...und natürlich zum Biertrinken. Morgens halb 11 in Kazakhstan...
Obwohl Dina ein Pferd probegeritten hatte, entschieden wir uns aus Platzgründen dagegen und begaben uns zurück zum Auto. Aber was war das? Was steht denn da im Straßengraben achtlos herum? Und was wuchert bei genauem Hinsehen aus allen Ecken?
Wilder Hanf:
Hach, hatten wir da einen Spaß! (Bild bitte anklicken und vergößern sonst entgehen Euch die Gesichtsausdrücke :-)
Den nächsten Stop machten wir in Bayseit, dem Uigurendorf mit dem leckersten Brot der Welt, das ich schon im März mal besucht hatte.
Auch wenn es aussieht, als wird der kleine Mann bedroht, haben wir für unser ausgesprochen köstliches Hühnchen-Schaschlik natürlich bezahlt.
Frisch gestärkt gings dann weiter in unbesiedeltere Gegenden und endlich in die endlosen Weiten der Steppe.
Wer tanzt mir denn da auf der Hand rum?
Ahhh, ein fliegender Krieger:
3 Poser:
Ein blaues Blumenmeer vor einem muslimischen Friedhof.
Romantisch:
Und ja, trotz diverser Foto- und Pinkelstops hatten wir es am frühen Nachmittag geschafft, am Parkplatz und Ausgangspunkt für die Wanderung anzukommen. Natürlich hat es geregnet, nachdem wir 9 Stunden durch den Sonnenschein gefahren waren. Und natürlich waren wir alles andere als fit mit nur 3 Stunden Schlaf und gelegentlichem, unbequemen Rumgedöse im Auto. Aber da half nix, Rucksack aufgeschnallt (schätzungsweise 15kg, die Männer hatten sicherlich 20kg) und losgestöckelt.
Gruppenbild vor Kolsaj-See Nr. 1
Die ersten 2 Stunden gestalteten sich recht angenehm, der Weg ging mal gemächlich aufwärts, dann wieder abwärts, das Gepäck lag bequem auf den Hüften und das Wetter war optimal für schweißtreibende Aktivitäten. Nur die vielen Leute, die uns entgegenkamen, waren nervig, da der Weg sehr schmal war. Und die zahlreichen Hinterlassenschaften diverser Pferde waren ebenfalls eine Herausforderung, hatte man doch anfangs den Wunsch, weder selbst hineinzutreten, noch mit dem Wanderstock Pferdeäpfel aufzuspießen...
Die Wanderer, denen wir begegneten, waren leicht bekleidet und hatten kaum Gepäck dabei, so richtige Sonntagsspaziergänger. Wiedermal ernteten wir unverständliche Blicke, wie man denn so blöd sein könne, sein Gepäck selbst hier rumschleppen zu wollen und kein Pferd gemietet zu haben...
Nach 2 Stunden änderte sich die gemütliche Wanderung fast schlagartig. Hatten wir in der ersten Hälfte durch das stete Auf und Ab grademal 35 Höhenmeter zurückgelegt, hatten wir nun in weiteren 2 Stunden fast 400 Höhenmeter zu bewältigen.
Meine Konstitution ließ sehr zu wünschen übrig, meine Beine zitterten bei jedem Schritt, ich stolperte über jede zweite Wurzel, weil ich die Füße nicht mehr so hoch heben konnte, nach 3 Schritten musste ich eine Pause einlegen... kurz gesagt: ich bin förmlich gestorben. Und der Weg war so unattraktiv, führte durch dunklen Wald, ohne Aussicht, ohne, dass ein Ende erkennbar war, ohne dass man auch nur annähernd Gefallen am Wandern finden könnte. Nee nee nee, das war nicht das, wofür ich diese Qualen auf mich genommen hatte. Aber was half es, wir wollten schließlich vor Nachtanbruch einen Schlafplatz gefunden haben. Von den anderen erntete ich mitleidige Blicke, ich sah wohl wirklich schrecklich aus. Aber Gepäck-abgeben an die anderen kam gar nicht in Frage. Ich weiß auch nicht, woher die fröhlich plappernde Dina ihre Energie genommen hatte, aber mich hat sie damit fast wahnsinnig gemacht...
Nach 4 Stunden kamen wir dann tatsächlich ganz unvermittelt an eine Lichtung und vor uns erstreckte sich der zweite See und ich konnte es gar nicht glauben, dass die Tortur nun zu Ende sein sollte...
Dummerweise hatten wir die Regenwolken anscheinend mitgeschleift und so mussten wir im Eiltempo unsere Zelte aufbauen.
Wie das im Gebirge aber nun so üblich ist, war der Regen auch schnell wieder weg und obwohl ich mittlerweile arg durchgefroren war, konnte ich nicht so verschwitzt in frische Klamotten schlüpfen und so bissen Thomas und ich die Zähne zusammen und wuschen uns auf 2300m Höhe im eisekalten See und fühlten uns großartig danach!
Abendessen gab's dann bereits im Dunkeln, lecker Nudeln mit Sauce mit Campingkocher zubereitet und über uns ein so phantastischer, heller Sternenhimmel... da war ich wieder versöhnt mit der Welt.
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